Haiku | Kaihō Nov./Dez. 2025
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Wie ich im letzten Kaihō geschrieben habe, fand im Junieine Art Wettdichten zwischen dem Münchner- undAugsburger-Haikukreis statt. Sie dichteten – einmal im Jahr– zwar getrennt, aber zu denselben Themen Haiku. DieThemen waren „Frosch“ und „langsam“. Der Frosch ist einKigo (Jahreszeitenwort), steht in Japan je nach Arten fürden Frühling oder den Sommer. In Deutschland soll er einSommer-Kigo sein. Das andere Thema „langsam“ ist einnormales Wort. Beim Dichten des Haiku muss es nachunserer Regel wörtlich im Haiku stehen, aber darf mit einem anderen Wort kombiniertwerden. So nahmen von den beiden Kreisen insgesamt 24 Dichterinnen und Dichter teil. Einemeiner japanischen Kolleginnen las diese wirklich interessanten Haiku in japanischerÜbersetzung, schrieb allen je einen Kommentar und wählte insgesamt 13 Haiku aus, die in derHaiku-Zeitschrift von Frau Yamada, unserer Haiku-Lehrerin in Kōbe, veröffentlicht wurden.Ich überlege mir, beim Wettdichten im nächsten Jahr auch die Teilnehmer undTeilnehmerinnen des Online-Haiku-Treffens dazu einzuladen.
Beim Online-Haiku-Treffen im Juli diskutierten wir darüber, ob ein Ort wie „Park“ ein Kigosein kann. Ein neuer Dichter fragte mich, ob man den „Park“ als eine „Immer- bzw. Über-Jahreszeit“ benutzten könnte. Er schrieb weiter: „Dem Leser/Hörer ist freigelassen, eine(seine) Jahreszeit zu sehen“. Die Idee war für mich völlig neu und ich vermochte nicht gleich,auf die Frage zu antworten. Wahrscheinlich lehnen die meisten japanischen Haiku-Dichterinnen und -Dichter diesen Vorschlag ab. Denn die grundlegende Idee des Haiku ist, dieeinzelne Jahreszeit zu preisen und zu besingen, und das Kigo ist dafür da. Jede Jahreszeit isteinzigartig und schön.
Am 20. Juli feierten wir das 28. Japanfest. Wir stellten fest, dass jedes Jahr mehr Besucherzum Fest kommen. Ich hatte leider sehr wenig Zeit, mich auf dem Fest umzuschauen, weil ichden ganzen Tag mit dem Haiku-Wettbewerb beschäftigt war. Zum Glück bekam das Haiku-Zelt viele interessierte Besucher. Aber es könnte noch besser werden, wenn wir Haiku-Dichter, wie in Augsburg, eine Gelegenheit bekommen würden, in der Öffentlichkeit unsereHaiku vorzutragen.
Das Haiku-Monatstreffen im Juli war etwas ruhiger als sonst. Ich finde das ein wenig schade,denn - anders als in Japan – gibt es bei uns nur einmal im Monat ein Treffen und nur alle zweiMonate ein Online-Haiku-Treffen. Das macht es schwerer, in die Tiefe der Welt des Haiku-Dichtens einzudringen, was ich mir für uns alle wünsche. Yuko Murato