
Abakus / soroban 算盤
Der „soroban“ (そろばん) wurde im 14. Jh. aus China eingeführt, wo er suanpan heißt. Erst um 1930 erhielt er das heutige Aussehen mit nur vier „Erdperlen“ unterhalb des Steges und einer „Himmelsperle“ oberhalb. In China ist der suanpan bereits seit der Han Dynastie etwa ab dem 2.Jh. in Gebrauch. Der römische Abacus gilt nicht als Vorläufer des soroban. Sein Gebrauch wird heute seit Einführung der Taschenrechner in öffentlichen Schulen nicht mehr gelehrt. Aber es gibt noch viele Eltern, die ihre Kinder das Rechnen mit dem soroban erlernen lassen, weil es das Kopfrechnen fördert.
Seit Waren mit Barcodes versehen sind, werden weder Taschenrechner noch soroban zum Addieren von Preisen verwendet. Doch er ist – wie man in kleineren Läden an der Kasse beobachten kann, in Japan immer noch beliebt. Manche sind so geübt mit dem „soroban“, dass sie den Betrag der Registrierkasse mit der Hand noch einmal nachprüfen. Der „soroban“ beherrscht nur die vier Grundrechenarten (plus Wurzelziehen), das dann aber so schnell wie mit dem Taschenrechner. Wer mit dem soroban gut umgehen kann, ist im Kopfrechnen ebenfalls gut, denn er kann sich bildlich die Lösung vorstellen. Bisweilen sah der Autor einmal die Cousine seiner Frau bei einer etwas umfangreicheren Rechnerei mit den Fingern an der Tischkante das Hin- und Herschieben der Kugeln simulieren, während sie die Aufgabe im Kopf rechnete (jap. Anzan). Der russische und chinesische Abakus mit den dicken Perlen hat über dem Quersteg nur zwei Perlenreihen, zum Addieren und Subtrahieren werden aber auch dort nur die näher am Steg gelegenen Perlen verwendet: die 5er-Reihe: 5, 50, 500, 5000, darunter sind die Einerperlen 1, 10, 100, 1000 etc. Durch das Komplementärsystem lassen sich die Rechnungen einfach durchführen:
10 = 1+9, 2+8, 3+7, 4+6, 5+5
5 = 1+4, 2+3
Bei der leichten Aufgabe 10 minus 4 wird eine 10er-Perle vom Steg weg-, dafür in der 1er-Reihe eine 5er-und eine 1er-Perlen zum Steg hingeschoben, denn um 4 zu 10 zu ergänzen, muss man 6 hinzufügen (das Ergebnis wird immer am Steg angezeigt. Die Perlen werden entweder dort hin- oder von dort weggeschoben). Das System geht rasch in Fleisch und Blut über. Es ist eine andere Art von Arithmetik, die uns zunächst umständlich erscheint. Geübte Soroban-Rechner haben die Prozedur aber automatisiert.