Bären in Japan (kuma 熊)
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In Japan leben geschätzt 54.000 Bären, Tendenz steigend. Es gibt zwei Arten von Bären: Ussuri-Braunbären (higuma樋熊, nur auf Hokkaidô, geschätzt 12.000 Tiere); auf Honshû außer der Präfektur Chiba und Shikoku leben geschätzt 44.000 asiatische Schwarzbären, auch Kragenbär, Mondbär (tsuki-no-wa-guma月の輪熊), Tibetbär genannt. Ihr Verbreitungsgebiet reicht von Iran bis Südostasien, aber nicht südlich des Himalaya in Indien. Kragenbären leben in Wäldern, sind nachtaktiv, in der Zeit erhöhten Nahrungsbedarfs vor dem Winterschlaf sind sie auch tagaktiv. Sie sind Allesfresser, ernähren sich aber überwiegend vegetarisch: Bucheckern, Eicheln, Nüsse, Früchte, ansonsten Insekten, gelegentlich auch Aas, auf Hokkaidô auch Lachs, gelegentlich Wild. Anders als die amerikanischen Schwarzbären gelten Kragenbären als aggressiver.
Im Jahr 2025 gab es bis November bereits über 200 Angriffe auf Menschen mit 13 Toten (Stand Anfang November). Der Klimawandel führte offenbar zu einem verringerten natürlichen Nahrungsangebot, das treibt vor allem die Schwarzbären aus den Wäldern in die Siedlungen. Zwar geht dort die Bevölkerung langsam zurück, es gibt zunehmend leerstehende, verlassene Häuser (→akiya空き家, über 8 Mio. in ganz Japan), junge Menschen wandern ab in größere Städte. Die Menschen müssen lernen, sich besser vor Bären zu schützen: Vermeiden herumliegender Früchte an den Siedlungsrändern, Elektrozäune um Felder, Ausbildung neuer, jüngerer Jäger; Verwendung von Bärenspray, der in Japan erlaubt ist. Wanderer haben traditionellerweise ein Bärenglöckchen am Rucksack (lockt man sie damit heute vielleicht eher an? fragt man sich inzwischen). Wurden Bären gesichtet, wird dies auf Hinweisen mitgeteilt. Aber da das in manchen Gebieten (Akita, Aomori, Iwate) im Herbst täglich vorkommt, hat das Auswirkungen auf das tägliche Leben der Menschen dort. Auch auf ausländische Touristen. So wurde nach einem Angriff auf einen spanischen Touristen der Weg zu einem beliebten Aussichtspunkt außerhalb von Shirakawago (berühmt für die Bauernhäuser im Gasshô-zukuri-Stil) gesperrt. Üblicherweise werden Bären in Fallen gelockt, betäubt und in Gebiete weit von Siedlungen entfernt, gebracht. Angesichts der im Herbst praktisch täglichen Berichte über Bären in Siedlungen und Städten (Bankgebäuden, Kindergärten, Schulen, u.a.) ist es keine Überraschung, das熊 zum Schriftzeichen des Jahres 2025 gewählt wurde.
Für die →Ainu auf Hokkaidô sind Bären Gottheiten (kamuy), die in Bärengestalt auf die Erde kommen. In Zeremonien (Iomante イオマンテ) werden in Gefangenschaft aufgezogene Bären rituell getötet und deren Fleisch verzehrt. Nur so können nach Auffassung der Ainu die Götter wieder in ihre Welt zurückkehren. Fell und Fleisch werden als Geschenk der kamuy betrachtet。Apropos Bärenfleisch, es gibt Lokale in ländlichen Gebieten z.B. in Nagano, in denen es serviert wird. Sogar in Konserven ist es auf Hokkaidô hier und dort erhältlich.