Fernsehen (TV Kultur)
Fernsehen, auch wenn man die Sprache nicht versteht, ist besonders auch in Japan ein gutes Medium, sich schnell darüber zu informieren, was Japaner vom Fernsehen an Unterhaltung und Informationen erwarten. Worüber lachen sie, was interessiert sie? Auffällig sind die sehr langen Infotainment-Programme. Von morgens bis zum Spätnachmittag und dann wieder abends werden die Nachrichten sehr detailliert präsentiert und diskutiert. Man spürt das große Interesse an ausführlicher Information. Das ist charakteristisch für ganz Ostasien, möchte ich sagen. Auch Chinesen sagen: wir wissen sehr viel über Euch, was wisst Ihr über uns?
Insgesamt ist Fernsehen in Japan erheblich lebhafter, bunter, vielseitiger. Es wird viel und gern gelacht (wobei die als ô-warai genôjin = wörtlich: Künstler des großen Lachens für unser Verständnis überwiegend dümmlich daherkommen und wir uns fragen: wer kann über solch einen Schwachsinn überhaupt schmunzeln?)
Essen, Baden, Reisen sind offenbar die großen Leidenschaften, um die sich denn auch alle Reise- aber auch die meisten Unterhaltungssendungen drehen.
Reisesendungen
Angesichts der großen Vielfalt Japans von Hokkaidô im Norden bis Okinawa im Süden werden häufig Reisen innerhalb Japans im Fernsehen vorgestellt, und zwar gern zu Thermalbädern. Da geht dann ein(e) Protagonist (in) mit einer Moderatorin/Moderator auf Reisen. Man bummelt, plaudert, geht einkaufen, immer auch essen und immer auch ins Bad.
Aber außerhalb von Corona reisen Japaner auch gern ins Ausland, etwa nach Guam/Saipan, Hawaii, Taiwan, Südostasien, Australien u.a.
Es gibt zusätzlich sehr unterschiedliche Formen von Reisesendungen, z.B.
Da gibt es z.B. Wettkämpfe zwischen zwei Teams, etwa Bus- gegen Bahn-Team oder 100km zu Fuß: wer am schnellsten am Ziel ist. Oder die Zahl auf dem Würfel bestimmt, wieviel Stationen das Team mit dem Bus fahren darf. Dort, wo sie aussteigen, müssen sie nach einem Lokal suchen, vorher dürfen sie nicht das nächste Mal würfeln. Oder sie müssen örtliche Sehenswürdigkeiten aufsuchen.
Oder zwei Teams bestreiten eine Art Wettkampf entlang einer Bahnlinie von A nach B. Der Würfel bestimmt die Anzahl der Stationen, die das Team fahren darf. Am Bahnhof müssen sie sich einen Zettel bei A oder B entscheiden. Es könnte draufstehen: geht 3 Stationen zurück, oder zwei stationen weiter, oder es gibt Aufgaben zu erledigen wie: Sucht 10 verschiedene Früchte, die in der Umgebung wachsen.
Auch das staatliche Fernsehen hat sehr viele Reisesendungen; besonders in der englisch- und überhaupt fremdsprachigen Version NHK World, die für das Ausland produziert werden, gibt es besonders viele Reisesendungen, die als Video on demand online abrufbar sind wie Journeys in Japan, Cycling around Japan. Für Eisenbahnfans gibt es eine eigene Sendereihe. Tokyo Eye 2020 blickte in zahlreichen Episoden auf Aspekte Tokyos (produziert für die Olympischen Spiele in Tokyo 2020, es gibt aber immer noch zahlreiche Videos zu Tokyi); Core Kyoto auf die einstige Hauptstadt)
Sekai Fureai Machiaruki 世界ふれあい街歩き(Somewhere street) geht überwiegend ins Ausland. Der Protagonist, der selbst nicht im Bild auftaucht, bummelt vom späten Vormittag bis zum Sonnenuntergang eines Tages mit einer steadycam durch die vorgestellte Stadt und nimmt spontan Kontakt zu Bewohnern auf, besucht Sehenswürdigkeiten, probiert lokale Spezialitäten. Die Sendung dauert 45 Minuten, wird in der englischsprachigen Version auf NHK World sonntags, in der originalen Situation unter der Woche (Mo/Di) um 19 Uhr gezeigt. Es werden auch in der japanischen Version Städte irgendwo in der Welt ausgewählt, in Deutschland erinnere ich mich an Lübeck und Stuttgart. Eingeblendet werden kurze touristische oder geschichtliche Informationen. Anders als bei anderen Reisesendungen, bummelt der Protagonist grundsätzlich allein ohne einheimische Begleitung oder Kenner der Stadt durch die Straßen. Die Themenmusik, die im Hintergrund läuft (Komponist Shusei Murai) vermittelt ein Gefühl von Entspanntheit, Leichtigkeit und trägt mit zum Charakter der Sendung bei.
Essen
Angesichts der Leidenschaft für Essen (in Thailand erlebte ich es genauso) sind die Menschen stets aufgeschlossen für neue Ideen. Es wird ungeheuer viel experimentiert, und es gibt einfach auch erheblich mehr Lokale als in Deutschland. Es soll 150.000 Lokale allein in Tokyo geben. Da ist es natürlich, dass Lokalbesuche in Reise- und Unterhaltungssendungen Standard sind. In Unterhaltungssendungen wird auch wie bei uns häufig gekocht. Da geht es oft um schnelle oder preiswerte Gerichte, oder einzelne Zutaten werden in Variationen zubereitet. Oder eine Köchin kocht in einer kinderreichen Familie 30 Gerichte, das kommt auch gelegentlich vor.
Beliebt ist die Serie Kodoku no gurume 孤独のグルメ, der einsame Gourmet. Das ist die Verfilmung einer Manga-Serie. Dabei geht ein Angestellter einer Firma für Innendekoration nach seinem Termin auf die Straße und lässt sich vom plötzlichen Hunger in ein Lokal in der Nachbarschaft treiben. Das Lokal ist echt, auch die Speisen, das Personal und die Gäste sind jedoch Schauspieler bzw. Statisten. Nach dem Lokalbesuch kommt der Regisseur der Sendung und besucht das Lokal mit dem echten Personal noch einmal, bestellt auch Essen für sich und kommentiert es. Im Internet kann man das Lokal finden, ein Lokalbesuch durch das Filmteam erhöht in der Regel die Zahl der Gäste. Das gilt generell für vorgestellte Lokale. Wenn ein solches bei Hiru nan desu z.B. vorgestellt wird, wirbt man damit dass es dann und dann vorgestellt wurde…
Es gibt sogar eigene Sendungen für Völlerei (ôgui), wobei fast immer schlanke junge Frauen gewinnen. Sie können mehrere Kilogramm Essen vertilgen, können auf diese Weise die halbe Speisekarte eines Lokals abarbeiten, schaffen es aber, an jedes neue Gericht mit Lust und Appetit heran zu gehen, auch bleibt der Vorgang des Essens ästhetisch. Bei uns würde es sicher Proteste wegen der im Grunde nutzlosen Völlerei hageln.
Sendungen mit Ausländern
Das ist eine Besonderheit Japans, dass es eigene Sendungen mit Ausländern gibt.
Cool Japan (NHK): Hier diskutieren Ausländer, immer wieder auch Deutsche, auf Japanisch bestimmte Themen in Bezug zu Japan, die als cool gelten. Auf NHK World gibt es diese Sendung auch auf Englisch.
You wa nani shi Nippon e (s.u. Montags)
Nippon e ikitai (s.u. Montags)
Sekai kurabete mitara (Japan im Weltvergleich) Hier wird im Grunde die Überlegenheit japanischer Produkte u.a. vorgestellt)
Vergleichbare Sendungen
Es gibt auch in Japan Ärzteserien und Krimis, aber im Vergleich zu Deutschland nur ganz wenige, daneben übliche TV-Dramen, Quiz-Shows. Es gibt auch einige Sendungen, die Ausländer im Mittelpunkt haben: „Ich möchte unbedingt mal nach Japan“, um bestimmte Handwerksarten näher kennen zu lernen oder beliebte Gerichte. Oder bei „Cool Japan“ (NHK) diskutieren sie japanische Besonderheiten, die sie cool finden. Oder der Vergleich zwischen Japan und dem Ausland, wobei natürlich Japan immer spitzenmäßig abschneidet, was zeigt, wie sehr Japan noch auf Lob und Anerkennung bedacht ist. Seit der Öffnung Japans nach der Edo-Zeit ist dieser Komplex, vom West nicht als gleichwertig anerkannt zu werden (was angesichts der technischen Rückständigkeit nach 260 Jahren fast vollständiger Abgeschlossenheit vom Rest der Welt offensichtlich war), auch heute noch offenbar nicht ganz verschwunden.
Auswahl von Sendungen nach Wochentagen
Ich versuche einmal, einige charakteristische Beispiele für Sendungen der 8 Kanto-TV-Sender, die es bei uns so nicht gibt, zu geben, wobei wir nur die sehen, die uns interessieren.
Sonntags
Nariyuki kaidô tabi 成り行き街道旅: Der Moderator geht mit einem Gast und einem Assistenten durch ein Stadtviertel bummeln, einschließlich Essen und Einkaufen. Wegen der Corona Pandemie werden derzeit die besuchten Lokale und Läden vorher ausgewählt und reserviert, normalerweise entscheiden sich die Spaziergänger spontan, wo sie hineingehen oder essen. Während der Pandemie fahren sie mit dem Location Bus herum. Wer bezahlt, wird meist durch Janken (Papier, Schere, Stein) entschieden.
Rosen basu no tabi 路線バスの旅 (Reise mit örtlichen Bussen) Es sind immer drei Personen: Frau Ritsuko Tanaka und Herr Tokumitsu , ein bekannter Schauspieler und Moderator bilden das Kernteam, dazu eingeladen wird jedes Mal ein anderer Gast, Sänger(in), Schauspieler(in) oder sonstwie bekannt. Frau Tanaka ist die energische Führerin, Tokumitsu schläft bei den Busfahrten fast regelmäßig ein, beschäftigt sich ansonsten gern mit Wetten auf Pferde-, Boots-, Radrennen. Andererseits ist er ein sympathischer großzügiger älterer Herr… Die kleinen Reisen finden in und um Tokyo statt, auch in Nachbarpräfekturen und dauern auch vom späten Vormittag bis abends. Der Kommentator gibt witzige Kommentare
Aiba Manabu: Kochsendung im Freien mit Manabu, Sawabe und Kotôge (beide bekannte TV-Tarento), einzelne Zutaten werden in verschiedenen Varianten auf Anleitung durch zumeist eine Expertin zubereitet.
Nani kore ナニコレ(Was ist das?!): Merkwürdigkeiten, Seltsames, Skurriles, Tiervideos u.a. werden vorgestellt und von anwesenden TV-Promis bewertet, was aber nicht entscheidend ist
Potsun to iken ya ぽつんと一軒家 (isoliert gelegene Häuser): auf Google Earth werden einzeln stehende Häuser mitten in den Bergen aufgespürt, von diesen werden nun ein oder zwei Anwesen aufgesucht. Die Bewohner werden vorgestellt, weshalb sie dort leben.
Before - After Renovierung alter Häuser
DASH Mitglieder der Boys Group Tokio haben eine Insel gemietet (?), auf der sie Gebäude u.a. bauen, angeln gehen usw.
Sekai no hate made itte q 世界のはてまで行ってq (bis zum Ende der Welt): sehr beliebte Sendung, die wegen der Reisebeschränkungen in der Pandemie nicht wie gewohnt funktioniert: besondere Feste, ungewöhnliche Wettkämpfe irgendwo in der Welt, Einüben von teils akrobatischen Fertigkeiten innerhalb einer Woche, kleine Abenteuer in aller Welt, derzeit während der Pandemie aber nur in Japan.
Montags
Kaere mandé かえれマンデー(wieder Montag): eine Gruppe von geinojin, also TV-Persönlichkeiten, unternehmen eine Tagestour per Bus in der Provinz. Es wird vor jeder Fahrt gewürfelt, die Zahl der Augen bestimmt, an der wievielten Haltestelle sie aussteigen müssen. In Provinzen ohne Meeresanbindung müssen sie dann in der Regel ein Sushi-Lokal finden, notfalls so lange zu Fuß gehen, bis sie eines finden, dann wird wieder gewürfelt und weiter gefahren. Häufig geht es nur darum, Esslokale zu finden, was in ländlichen Gegenden häufiger als bei uns möglich ist, aber dennoch längere Fußmärsche erfordert. Am Schluss warten meist ein gutes Lokal und ein heißes Bad. Als Belohnung.
You wa nani shi nippon e Youは何し日本へ(Was bringt Sie nach Japan?): auch diese Sendung funktioniert in Zeiten von Corona nicht, wo Touristen Einreiseverbot nach Japan haben. Auf Flughäfen werden gaijin interviewt bei der Ankunft nach ihren Reisezielen, vor dem Rückflug nach ihren Eindrücken und Erlebnissen. Manchmal wird ein Reporter auf die Reise mitgeschickt, wenn die Touristen damit einverstanden sind.
Nippon e ikitai 日本へ行きたい(ich möchte unbedingt nach Japan): nach Japan eingeladen werden Ausländer*innen, die sich für ein japanisches Handwerk, bestimmte Nahrungsmittel u.a. interessieren, meist haben sie sich schon in der Heimat damit intensiv befasst. Einfacher haben es diejenigen, die sich für bestimmte populäre Gerichte interessieren und diese mal in Japan kennenlernen wollen. Sie kommen gelegentlich auch aus Deutschland, häufig aus den USA, Polen, Ungarn,
Tsurube no Kazoko ni kampai Der als Komiker bekannte Tsurube besucht mit einer prominenten Persönlichkeit (häufig Schauspieler*innen) ein Dorf irgendwo in Japan. Dort bummeln sie zunächst zu zweit, dann jede® für sich allein mit dem Kamerateam durch den Ort und nehmen spontan Kontakte zu Bewohnern auf, gehen auch oft in deren Wohnung, unterhalten sich, essen angebotene Snacks usw., manchmal gehen sie auch in Schulen, Firmen.
Dienstags
Nan de mo kanteidan 何でも鑑定団: Derartige Sendungen gibt es auch bei uns, es geht darum, persönliche Schätze von Experten schätzen zu lassen, aber nicht um Verkauf. Es wird aber viel gelacht, was bei ähnlichen Sendungen bei uns, insbesondere der des BR („Kunst und Krempel“), nicht vorkommt. Bei Kalligraphien oder Landschaftsmalereien auf Rollbildern (kakejiku), auch bei Keramik kommt es zu riesigen Differenzen zwischen Werterwartungen und der Expertise: statt Millionen Yen sind es nicht selten nur 500 oder 1000 Yen, wenn es sich nämlich um Fälschungen handelt. Die Sendung geht für einige Minuten auch immer in die Provinz, wo in Stadthallen vor großem Publikum auf der Bühne die „Schätze“ vorgestellt und bewertet werden.
Shiawase bonbi girl 幸せボンビーガール(glückliches armes Mädchen): junge Mädchen aus der Provinz, die es in Tokyo schaffen wollen, werden vorgestellt. Bevor sie sich an die Verwirklichung ihrer Träume machen können, brauchen sie erst einmal ein bezahlbares Apartment. Das TV-Team begleitet sie auf der Suche danach.
Mittwochs
Waratte koraete mit Tokoro-san (George Tokoro) ein Bestandteil ist darts no tabi: er wirft einen Pfeil über einige Meter hinweg auf die Landkarte von Japan. Wo der Pfeil landet, dort muss er hin und Leute treffen, sich unterhalten, Sehenswürdigkeiten aufsuchen usw.
Ie, tsuite itte iidesuka 家 ついて行っていいですか: (Darf ich Sie nach Hause begleiten?) nachts, wenn der öffentliche Nahverkehr schlafen geht, kommt man nur noch mit dem Taxi nach Hause. Ein Reporter fragt Menschen zu später Stunde an Orten wie Bahnhöfen, Supermärkten, dem öffentlichen Bad, ob er sie nach Hause begleiten dürfe und dafür die Taxifahrt bezahle, um sie und ihre Wohnung kennen zu lernen. Dabei erfahren die Zuschauer vieles über das Leben dieser Menschen, ihre Schicksale usw. Trifft er sie vor dem Bad oder Supermarkt, haben sie es meist nicht weit nach Hause. In diesen Fällen wird für das Bad eine Zehnerkarte verschenkt oder der Einkauf im Geschäft bezahlt.
Suibara 水バラ: diese Sendung findet nicht jeden Mittwoch statt, weil es sich meist um einen viertägigen Wettkampf zweier Teams handelt. Ein Team darf z.B. nur Züge, das andere nur Busse benutzen. Für Taxis steht ein begrenztes Budget zur Verfügung. Deren kluger Einsatz ist für den Sieg häufig entscheidend. Es müssen bestimmte Checkpunkte aufgesucht werden, an denen irgendwelche Aufgaben erledigt werden müssen, manchmal müssen nur bestimmte Gerichte gegessen werden. Längere Fußmärsche (10km und mehr) sind für beide Teams immer wieder notwendig. In einer Variante geht es unterwegs zum Ziel um das Sammeln bzw. Erobern von Territorien (Stadtteilen, Landkreisen u.a.) durch das Team, das als erstes dort eintrifft und die dort vorbestimmte Aufgabe als erstes löst. Am Ende entscheidet die Zahl der eroberten Territorien über den Sieg.
Es gibt daneben bei dieser Sendung weitere Formate, z.B. muss eine Strecke von 600km in vier Tagen ausschließlich mit lokalen Bussen bewältigt werden, Fernbusse und solche, die auf Autobahnen verkehren, dürfen nicht benutzt werden. Übernachtungen werden auch nicht gebucht, weil das Team nicht weiß, wie weit sie jeweils kommen. Schaffen sie es nicht bis zu einer bestimmten Uhrzeit das Ziel am 4.Tag zu erreichen, haben sie verloren, was aber keine weiteren Konsequenzen nach sich zieht als die Erkenntnis, es nicht geschafft zu haben. Oft entscheidet die Wahl der Umwege, wenn es keine direkten Busse in Richtung Ziel gibt, ob sie es schaffen. Dabei gibt es ein Kernteam von zwei Männern, zu dem sich jedes Mal eine andere Frau („Madonna“ genannt) gesellt. Da viele Busgesellschaften regional oder nur örtlich organisiert sind, kommt es beim Überschreiten der Zuständigkeitsgrenze oft zu längeren Fußmärschen, teilweise über kleine Bergpässe hinweg…
Donnerstags
Purebatto プレバット: Teilnehmer schreiben Haiku, malen Bilder u.a. diese werden von Expert*innen anschließend beurteilt.
Himitsu no Kenmin show 秘密の県民show: bei jeder Sendung werden zwei Präfekturen vorgestellt, häufig mittels kulinarischer Spezialitäten, sprachlicher Besonderheiten usw.. Im Studio sitzen Vertreter*innen aller Präfekturen und diskutieren über dieses und jenes.
Freitags
Bakugai 爆買い Zwei ausgewählte TV-Promis müssen in 2 Tagen die Summe ausgeben, die sie vorher gewürfelt haben, und zwar in ihrem Heimatort, z.B. umgerechnet 8000 Euro, auch Essen ist dabei, das kommt ihnen selbst zugute . Die Idee ist, mit den Ausgaben Dankbarkeit an die Heimat zurückzugeben, auch kaufen Promis kaufen in der Regel nicht für sich selbst sondern für andere vor Ort ein, z.B. einen Sportverein
Tokorosan no sontokoro 所さんの孫所: Unterhaltungssendung, bei der u.a. seit Jahrzehnten verschlossene Tresore auf Wunsch der Besitzer in der Hoffnung, Schätze zu finden, geöffnet werden. Das gelingt zwar immer, aber meist sind die Fächer leer oder enthalten nur alte Urkunden, Aktien und anderes inzwischen wertloses Papier…
Naze soko ni なぜそこに aufgesucht werden Menschen, die isoliert und abgelegen leben, ähnlich Potsun to ikken ya am Sonntag. Vor Corona gab es zwei Varianten, die über isoliert irgendwo auf der Welt lebende Japaner besuchten konna tokoro nihonjin こんな所日本人 und naze soko ni nihonjin なぜそこに日本人
Samstags
Asa da! tabi sarada 朝だ!旅サラダ: Reisesendung am Samstagmorgen, auch mit Reisen ins Ausland. Außerdem werden lokale Spezialitäten entdeckt, die durch Einheimische vorgeschlagen wurden.
jinsei no rakuen 人生の楽園 Hier werden in der Regel Rentnerehepaare vorgestellt, die im Alter noch mal etwas Neues beginnen, typischerweise Lokale, Cafés, Bäckereien in ländlicher Umgebung in renovierten alten Häusern
Doyô special 土曜スペシャル: (Samstag spezial) Die Reisesendungen sind vergleichbar mit suibara mittwochs. Eine für samstags typische Variante befasst sich mit onsen, den allgegenwärtigen Thermalbädern: drei junge Frauen besuchen an einem für seine Thermalbäder bekannten Ort eine ganze Reihe von Bädern, die offen für Gäste von außen sind (higaeri). Sie müssen sechs bedruckte Handtücher sammeln, dann lockt ein gutes Essen. Am Ende bekommen jeden Bades erwerben sie das jeweilige Handtuch des Bades, ist es bedruckt, zählt das. Häufig sind die Handtücher jedoch unbedruckt… Wegen der Anwesenheit des Fernsehens tragen sie Handtücher im Wasser, was ansonsten nicht gestattet ist.
Drei Personen müssen zu Fuß und Bus bzw. Taxi in 2 Tagen rund 100km zurücklegen. Für Fahrten und Essen müssen sie sich Budgets erwerben, indem sie einfache Aufgaben, oft nur Verzehr lokaler Spezialitäten, lösen. Dafür gibt es dann umgerechnet zwischen 20 und 100€. Die eine Hotelübernachtung muss bei diesem Format nicht mitbezahlt werden.
Eine andere Variante ist eine Fahrt von A nach B im Taxi. Dabei müssen pro Fahrt genau 5000 Yen verfahren werden. Ist diese Summe erreicht, müssen sie (2 Personen, Junior ist gesetzt) aussteigen und bis zum nächsten Haus gehen, was im Gebirge dauern kann, und von dort das nächste Taxi rufen. Hat der Fahrer/die Fahrerin eine Zahl im Namen (kommt bei japanischen Vornamen öfters vor), kommen auf die Summe noch Zahl x 1000 Yen drauf, bei Saburo z.B. 3000, bei Goro 5000, falls das Go der Zahl 5 entspricht. Vor dem Zielort kann ein höheres Budget aber höchst unerwünscht sein, weil das Taxi die Summe voll ausfahren muss. Da müssen die beiden dann teilweise mehrere Kilometer zurücklaufen. Kommen sie nicht rechtzeitig am 2.Tag am Zielort an, müssen auf die versprochene Belohnung (besondere kulinarische Spezialitäten) verzichten…
Gochisô hitchhike tab ごちそうヒチハイク旅 per Anhalter eine lange Strecke zurücklegen. Wer sie mitnimmt, wird zum Essen eingeladen.
Alle zwei Wochen gibt es eine Folge von Degawa Tetsuro no jûden sasete morae masen ka 出川哲郎のじゅうでんさせてもらえませんか einem lustigen, bodenständigen, etwas rundlichen Mann, der mit einem Gast und einem Assistenten auf e-Bikes durch wechselnde Gegenden in Japan fährt. Die Bikes haben nur geringe Reichweite, sodass die Fahrer häufig unterbrechen müssen, um die Akkus wieder aufzuladen, was 2 Stunden dauert. Das kann in Läden, Lokalen aber auch Privathäusern geschehen. Degawa ist durch dieses Programm besonders bei Kindern und jungen Leuten insgesamt ein Star geworden. Wo er auftaucht, bilden sich in den ländlichen Gebieten sofort größere Menschenmengen. Wohl auch, weil sonst kaum mal ein Fernsehteam dorthin kommt.
Weil er kaum Englisch kann, schickte man ihn vor der Pandemie im Rahmen der u.a. Sendung „Sekai no hate made…“ ab und zu z.B. in eine amerikanische Stadt, nannte ihm dort eine Sehenswürdigkeit, die musste er dann finden, was zu viel Heiterkeit Anlass gibt, weil er mit seinen rudimentären Kenntnissen, seinem fehlenden Sprachverständnis, seiner stark eingeschränkten Lernfähigkeit und seiner naiven Art lange braucht, bis „der Groschen gefallen ist“, was irgendwann der Fall ist
Shutsu botsu adomachiku tengoku 出没アド街ック天国 In einem Stadtviertel Tokyos werden 20 sehenswerte Lokalitäten vorgestellt, Lokale, Läden, Museen, Galerien usw.
sekai fushigi hakken 世界ふしぎ発見!(Mysteriöse Entdeckungen in aller Welt) Im Mittelpunkt stehen Städte, Gegenden im In- oder Ausland. Dazu werden den anwesenden Gästen insgesamt 5 schwierige Fragen gestellt; wer sie richtig beantwortet, bekommt einen Punkt. Am Ende gibt es eine(n) Sieger(in). Die Sendung ist sehr gut gemacht mit diversen interessanten Beiträgen zum Zielgebiet.
Tägliche Unterhaltungssendungen
Täglich von Montag bis Freitag gibt es mittags die Unterhaltungssendung hiru nan desu ヒルナンデス (es ist mittags): Sie bietet eine bunte Mischung: Kochempfehlungen, Mode (code battle: TV-Persönlichkeiten oder Nachrichtensprecher müssen sich zu einem bestimmtem Thema z.B. Rendezvous am Meer oder im Wintersportort Kleidung zusammenstellen. Modeexperten bewerten die Auswahl). Es müssen manchmal Dinge gebastelt werden in der Hoffnung auf Käufer. Es werden in Bürogebäuden Firmen besucht, die in der Öffentlichkeit weitgehend unbekannt aber wirtschaftlich von gewisser Bedeutung sind. Es müssen mittels zunehmender Hinweise Berufe geraten werden. Oder es geht darum, Promis zu erraten, deren Kühlschrank inspiziert wird. Die Person, um die es geht, ist anwesend, aber total verstellt. Man weiß zunächst nicht einmal, ob es Frau oder Mann ist (der Inhalt des Kühlschranks kann Hinweise geben, aber die sind nicht eindeutig). In einer Variante wird der Kleiderschrank von Promis gezeigt und ausgemistet. Oder die Wohnung von Promis wird gezeigt.
Im Studio sitzen ein halbes Dutzend und mehr TV-Persönlichkeiten, einige sind Stammgäste, andere werden jeweils dazu gebucht. Es geht erstaunlich temperamentvoll zu, was man sich bei uns so nicht vorstellen kann.
Dazu muss man wissen, dass die Anwesenden in der Regel bei einer Künstleragentur (Yoshimoto für Komiker u.ä., Johnny´s & Associates für Musikgruppen) unter Vertrag stehen. Einige sind Angestellte des Senders, die andern werden jeweils oder regelmäßig dazu gebucht. Bei Reisesendungen kommt immer wieder vor, dass die gebuchten Gäste wegen anderer Verpflichtungen nicht während der gesamten Sendung dabei bleiben sondern manchmal noch abends wieder weg müssen, manchmal bereits nach wenigen Stunden. Da fragt man sich, weshalb sie überhaupt gebucht wurden. Vielleicht geht es nur um Abwechslung. Sogenannte Komiker (s.o.) treten in der Regel immer im selben vorgeschriebenen Outfit auf und häufig paarweise, wobei beide überhaupt nicht zueinander passen müssen, bisweilen jedoch sehr gut harmonieren wie etwa bei Banana man
Sendungen, die ein- bis zweimal pro Jahr ausgestrahlt werden
„hajimete no otsukae“ Erster selbständiger Besorgungsgang von Kleinkindern
Bei uns kaum vorstellbar ist die nur 1-2mal pro Jahr ausgestrahlte Sendung „der erste Besorgungsgang“. Hier werden meist dreijährige Kinder allein oder mit einem Geschwisterchen unter einem Vorwand von zu Hause losgeschickt, um ohne Begleitung der Eltern oder anderer Erwachsener je nach Alter in einem oder mehreren Läden erstmals selbständig Besorgungen zu machen. Sie bekommen ein Mikrofon als Talismanbeutel getarnt umgehängt. Unterwegs sind überall den Kindern unbekannte Erwachsene mit Kamera und Mikrofon postiert, die können bei Bedarf auch Hilfestellung geben. In ländlicher Umgebung sind die Strecken manchmal recht lang, gelegentlich müssen sogar Züge oder Busse benutzt werden, in Städten Übergänge mit und ohne Ampeln. Die Zuschauer fiebern mit den Kleinen mit, dass sie es schaffen. Manche weinen und kehren mehrfach nach Hause zurück. Interessant sind die Selbstgespräche der Kinder, was sie ablenkt, wie gut oder schlecht sie ihren Auftrag im Gedächtnis behalten. Oft kaufen sie ganz andere Dinge als beauftragt. Manchmal schleifen sie die Plastiktüte über den Boden oder lassen die Torte total verrutschen. Diese Sendung bringt auch immer Rückblicke auf früher und konfrontiert heute Erwachsene mit ihrem einstigen Auftritt vor vielen Jahren. Sie wird zu Neujahr in den ersten Tagen des neuen Jahres ausgestrahlt, dann in der Regel noch einmal im Juli oder so.
Essen ist eines der wichtigsten Themen der TV-Unterhaltung. Talkshows gibt es, man redet über aktuelle und andere Themen, aber anders als bei uns ist ernsthafte Unterhaltung nicht erwünscht, es muss immer bunt, unterhaltsam, darf sehr temperamentvoll zugehen, aber nie aggressiv
Sportsendungen zeigen in Japan beliebte Sportarten wie Baseball, Golf, Eiskunstlauf, gelegentlich Fußball und Rugby (bei Meisterschaftsspielen). Sportfischen hat eine eigene Sendung (The Fishing). Die Staffelläufe (Ekiden) an Neujahr werden live übertragen wie auch der Tokyo Marathon. Die Olympischen Winterspiele 22 wurden auch übertragen, vor allem da, wo es japanische Beteiligungen gab. Sumo-Turniere werden von NHK übertragen, Fußball findet dort auch mehr Beachtung als bei den privaten Sendern.
Anime-Serien gehören in Japan selbstverständlich dazu
Begrenzte Auswahl
Die Aufzählung ist natürlich nur bruchstückhaft. So wissen wir nichts über das Fernsehen in der Kansai-Region (Osaka vor allem). Komiker kommen überdurchschnittlich aus dieser Region, man hat dort mehr Sinn für Humor als anderswo. Eine Coiusine meiner Frau, nach wegen ihres verstorbenen Mannes (Musikprofessor) vor Jahrzehnten nach Kobe übersiedelte, findet das dortige Programm interessanter. Da entgehen mir vielleicht wichtige Anregungen. Es gibt jedoch Sendungen, die hier wie dort ausgestrahlt werden. Bei tabi sarada (travel salad) wissen wir das.
Werbung
Selbst Werbung ist erheblich kreativer als bei uns, finde ich, sodass selbst Werbeclips häufig Spaß machen. Manchmal weiß man nicht, ist es Teil der Sendung oder Werbung; nicht selten sieht man nämlich Animeclips…