Gartenkunst

Gartenkunst

Japanische Gärten sind weltberühmt. Nirgendwo sonst hat sich Vergleichbares in der Gartenkunst entwickelt. Natürlich gibt es eine gewisse Verwandtschaft zu chinesischen Gärten, aber die Japaner entwickelten ein etwas anderes Konzept der Gestaltung, das die typischen japanischen Gärten deutlich von den chinesischen unterscheidet.

Nach japanischer Auffassung sollen Gärten ein treues Abbild der Natur sein, in ihnen soll möglichst das Wesen der Natur sichtbar werden. Außerdem gilt das Prinzip der Schönheit in Schlichtheit, das japanische Gärten so deutlich etwa von französischen abhebt. Die drei wesentlichen japanischen Gartenstile sind:

± tsuki-yama: Der Garten bildet eine Landschaft „en miniature“ nach mit kleinen Wasserläufen, Teichen, die zugleich Meere symbolisieren, Inseln und Hügeln. Oft handelt es sich um Wandelgärten, in denen man um einen Teich herumspazieren kann. Hier ist der chinesische Einfluss noch recht stark, weil sie traditionell an chinesische Gedichte und chinesische Landschaften erinnern.

± kare-san-sui: Wasser wird durch geharkte Kiesflächen dargestellt, Inseln oder Berggipfel durch dort hineingestellte Steine und Felsen. Diese abstrakten Gärten sind ganz vom Geist des Zen geprägt. In ihrer Einfachheit und Abstraktheit sind sie sehr eindrucksvoll. Sie dienen dem Betrachten und der Meditation.

± cha-niwa: Wie der Name (cha = Tee; niwa = Garten) besagt, liegt er neben einem Teehaus, ist meist klein und soll entsprechend den Regeln der Teezeremonie möglichst schlicht und natürlich wirken. Dennoch gibt es ein paar Elemente, die ihn von anderen Gärten unterscheiden: Bambusrohre als Wasserleitung, Steinbassins, aus denen sich die Teilnehmer der Teezeremonie mit dem Bambus-Schöpfer Wasser zum Spülen von Mund und Händen nehmen, Steinlaternen, Steinstufen...

Ein japanischer Garten soll zwar vollkommen natürlich wirken, doch alles ist sorgsam arrangiert, um diese Wirkung noch zu verstärken. Absolut nichts bleibt dem Zufall überlassen. Darauf beruht die großartige Wirkung auf den Betrachter.

Auch wenn von der Edo-Zeit, in der Edo, also das heutige Tokyo, eine grüne Stadt war, nicht mehr viel übrig geblieben ist, finden wir doch noch mehrere ehemalige Daimyô- oder Samuraigärten, die erhalten geblieben sind und heute als öffentliche Gärten kostenlos oder gegen geringen Eintritt besucht werden können. Mehr als die Hälfte des Areals des Kaiserpalastes in Tokyo ist kostenlos zugänglich. In Kyôto gibt es kaiserliche Gärten, die nach Anmeldung ebenfalls kostenlos besichtigt werden können, etwa im Alten Kaiserpalast (gosho), wo sich auch das Hofamt für die Anmeldung von Besuchen befindet. Wer den Pass dabei hat, kann den Alten Palast in der Regel sofort besuchen, die kaiserlichen Villen Shugakuin im Nordosten und Katsura im Südwesten kann man meist nicht am selben Tag besichtigen, Ausländer werden jedoch bevorzugt und erhalten schneller einen Termin als Einheimische. Landesweit berühmte Landschaftsgärten befinden sich u.a. in Mito/Ibaraki: Kairaku-en, Kanazawa/Ishikawa: Kenroku-en, Okayama: Kôraku-en. Als schönste Gärten Japans gelten die zum Adachi Museum of Art gehörenden Gärten, die man jedoch nur durch große Fenster betrachten kann.


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