Justiz: Geiselhaft und erzwungene Geständnisse
Der frühere Manager von Nissan, der mit japanischer Hilfe heimlich geflüchtete Franzose mit libanesischem Pass, Carlos Ghosn, beklagte sich aus dem Libanon bitter über die japanische Justiz, in der ein Angeklagter keine faire Chance auf einen unvoreingenommenen Prozess habe. Denn über 90% der Angeklagten werden verurteilt. Das hängt mit einer gewissen japanischen Logik zusammen, nach der ein Richter der Anklage durch den Staatsanwalt zustimmt. Ein weiterer Kritikpunkt ist die bis zu 23 Tagen mögliche und danach mit jedem neuen Anklagepunkt verlängerbare „Geiselhaft“ mit ständigen Verhören ohne Kontakt zu Familie oder Anwalt bis zum quasi erzwungenen Geständnis. Es gibt auch kein Recht auf Verweigerung der Aussage. Trotz der Übernahme französischen Strafrechts in der Meiji-Zeit wurden offenbar Bestandteile traditioneller Justizauffassung über die Edo-Zeit hinaus beibehalten und werden international und auch intern heftig kritisiert.