
Manga Café 漫画喫茶 / 漫画カフェ
Wer in Japan ein Internet Café sucht, gelangt bisweilen in ein Manga Café. Japanische Internet-Cafés sind jedoch häufig eine Welt für sich: dämmriges Licht, Getränkeautomaten, lange Regale mit zehntausend Mangabüchern, Filmen und Computerspielen, jeder Platz eine eigene Kabine mit dreiviertelhohen fensterlosen Wänden, darin bequeme Sessel, in denen man auch schlafen könnte. Oder als winzige geschlossene Kabinen mit weicher Sitzgelegenheit und Matratze zum Schlafen. Und genau das tun viele Gäste – sie verbringen ihre Nächte in der totalen Anonymität und Vereinzelung der Zellen.
Es gibt in allen Cafés Getränkeautomaten für Kaffee und kalte Getränke, in manchen auch Instantnudeln und andere Fertiggerichte, ja sogar Duschen und Waschmaschinen. Man kann sein Handy aufladen, Gepäck lagern, wenn es sein muss, auch Dokumente ausdrucken. Einige Cafés erlauben, dass User ein- und ausgehen, in den meisten endet die Benutzung beim Verlassen des Cafés. In manchen darf geraucht werden, in anderen nicht. Manche Cafés schalten nach Mitternacht die Computer ab, damit die Benutzer schlafen können, einige haben sogar Sofas. Einer offiziellen Statistik zufolge haben über 60.000 User schon einmal in einem Internet-Café übernachtet, über 5000 von ihnen tun dies wiederholt. Denn nicht wenige haben keine Wohnung (mehr). Einerseits ein Paradies für sogenannte „otaku“, andererseits Notlösung für junge und ältere einsame Obdachlose, gelegentlich einfach Geschäftsreisende, die preiswert übernachten wollen. Die Preise sind meist 250–400 ¥ für 30 Min., für eine Stunde unter 500 ¥, für drei Std. 900– 1300¥, für die ganze Nacht 1400–2500¥.
In Matsumoto musste ich einmal zwischen Ankunft des Busses aus Tokyo nach Mitternacht und Abfahrt des ersten Zuges am Morgen einige Stunden überbrücken, das Mangacafé war quasi meine Rettung: 3 Std. für 1200 Yen inkl. Mitgliedsgebühr und freie Wahl alkoholfreier Getränke nach Lust und Laune.