Meiji-Ära/-Zeit (1868-1912) 明治時代

Die japanische Neuzeit beginnt mit der Meiji-Restauration, durch die das Tokugawa-Shôgunat entmachtet und die Edo-Zeit, die Ständegesellschaft und der Feudalismus beendet wurde. Aus Edo wurde Tôkyô, der Kaiser (Mutsuhito) übernahm nach vielen Jahrhunderten formell wieder die Macht. Das Motto der Ära lautete passend „aufgeklärte Herrschaft“.

Diese Ära brachte innerhalb weniger Jahrzehnte einen vollkommenen Umbau der japanischen Gesellschaft und eine Orientierung nach Westen. Abstrakte Konzepte, die in der Zeit davor nicht erforderlich waren, mussten erst einmal verstanden werden: Bürger, Demokratie, Fortschritt, Gesellschaft, Gesetz, Geschichte, Individuum, Kapitalismus, Kultur, Organisation, Philosophie, Politik, Religion, Staat, Wissenschaft, Zivilisation. Die Industrialisierung begann, die Schulpflicht wurde eingeführt, Gesetze an die vor allem im Westen gebräuchlichen angepasst, was auch zu Nachteilen führte (etwa die Festlegung der männlichen Thronfolge nach preußischem Muster, was sich für die Tochter des gegenwärtigen Tennô als vermutlich unüberwindbares Hindernis darstellt, zumal die regierende LDP keine weiblichen Thronfolger will).

Auch beim Erbrecht brachte das von Deutschland übernommene Bürgerliche Gesetzbuch Nachteile für Frauen. Von den Franzosen übernahm man das Strafrecht, von den Engländern Militärorganisation, von den Deutschen auch Medizin und schulische Bildung bis hin zur Universität. Die Japaner erwiesen sich als übereifrige Schüler, wollten als erstes asiatisches Land gemäß dem Geist der Epoche Großmacht mit Kolonialbesitz und von den damaligen Großmächten als gleichrangig anerkannt werden. Dafür zettelten sie den Japanisch-Russischen und danach den Japanisch-Chinesischen Krieg an, sie nahmen sich Kolonien in China, einverleibten sich Korea und Taiwan. Das Mithalten-Wollen führte Japan letztlich in die Katastrophe des Pazifischen Krieges (2.Weltkrieg).

Heute ist Japan als einziges asiatisches Land Mitglied im Kreis der G7.

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