
Müll und Mülltrennung
Wer meint, dass bei uns Mülltrennung sehr differenziert ist, hat noch nicht erlebt, wie das in Japan vonstatten geht. Da gibt es eigene kleine Müllsammelstellen in der Nachbarschaft, in denen Müll nicht nur nach Haushaltsmüll, Papier, Biomüll getrennt wird. Für bestimmten Müll gibt es bestimmte Wochentage und Uhrzeiten. Plastikbehälter von Fertiggerichten, die bekanntlich in Japan sehr beliebt sind, werden vor der Entsorgung gewaschen. Alles kommt in Plastiksäcke, was auch bei uns vielerorts üblich ist (etwa im Landkreis München). Sie dienen in gewisser Weise auch der nachbarlichen Kontrolle. Misstrauisch ist man gegenüber →gaijin, die bekanntlich nachlässig sind, was die Regeln des Zusammenlebens in Japan betreffen und die teilweise mehr als 30-seitigen Mülltrennfibeln nicht oder nicht genau studiert haben.
Eine gute Einrichtung, die den guten Bürgersinn beweist, ist die Regel, dass Müllmänner z.B. mittwochs bei alten, allein lebenden Menschen klingeln und nachfragen, ob sie etwas entsorgen können. In Wirklichkeit geht es darum, festzustellen, ob es den Alten noch einigermaßen gut geht.
Müllabfuhr ist dank der Mitwirkung der Bürger ein sauberer und offenbar beliebter Job. Sogar Akademiker bewerben sich darum und verschweigen ihr Studium, um eine Chance zu bekommen.
Was vielen ausländischen Besuchern in Tokyo immer wieder aufstößt ist das Fehlen von Abfalleimern in der Öffentlichkeit. Grund war der Giftgasanschlag der Ômu-Shinrikyô-Sekte mit Sarin am 20.03.1995.