Prostitution / Pornografie

Prostitution / Pornografie

Prostitution ist bekanntlich das älteste Gewerbe der Welt. In der →Edo-Zeit gab es große Vergnügungsviertel mit Bordellen, Lokalen, Theatern, Übernachtungsmöglichkeiten, die von Mauern umgeben waren, in denen überwiegend junge Frauen wie Sklavinnen leben mussten. Auch die Holländer und Chinesen, die in Nagasaki Handelsposten hatten, bekamen Prostituierte zugeschickt. Nach dem 2.Weltkrieg, als sich sehr viele amerikanische Soldaten in Japan befanden, sorgte die japanische Regierung „zur Reinhaltung der japanischen Rasse“ für genügend Nachschub an Prostituierten. Zuständig dafür war die Polizei, wie schon bei den →„comfort women“ während des Pazifischen Krieges.

Prostitution ist seit 1956 verboten, aber nur, wenn es sich dabei um „Geschlechtsverkehr mit einer nicht spezifizierten Person gegen Bezahlung“ handelt. Also wird alles angeboten, was diese Einschränkung umgeht. Selbst in den als „Soapland“ bezeichneten Bordellen (früher hießen sie türkisches Bad, bis eines zu weit ging und sich „Türkische Botschaft“ nannte) werden erst Bad und Massage angeboten, danach ist der Kunde nicht mehr unspezifiziert, und Geschlechtsverkehr ist damit nicht mehr illegal. Ansonsten bietet das fûzoku genannte Sex-Business alles an, wonach ein Bedürfnis besteht. „Fashion health (clubs)“ bieten Massagen und alles bis auf Geschlechtsverkehr. „Image Clubs“ erfüllen Phantasien wie in Sex Studios hierzulande: Arztpraxis, Büro, Klassenzimmer, Straßenbahn und das „Personal“ ist entsprechend kostümiert. „Pink salons“ spezialisieren sich auf oralen Sex, „delivery health“ ist ein Synonym für Eskortservice. Etwa 150.000 Frauen aus China, Korea, Thailand sollen in Japan als Sexarbeiterinnen tätig sein, teils freiwillig teils als Opfer von Menschenhandel, ein „Geschäftszweig“ der →Yakuza. Das Business schließt Ausländer mit wenigen Ausnahmen bewusst aus: man möchte keine Scherereien mit Personen, die sich mit dem Fûzoku-Business nicht auskennen.
Japan hat eine riesige Pornoindustrie, die vor allem in Osaka angesiedelt ist.  Da gibt es sexorientierte Manga, die außerhalb Japans als „hentai“ bekannt sind, Anime, Videos, Computerspiele. Vieles wird exportiert, übersetzt. Pro Jahr sollen in Japan 30.000 Pornofilme produziert werden, Japan wäre damit Weltspitze.

Darstellung von Sex hat in Japan lange Tradition, insbesondere die „Shunga“ (Frühlingsbilder) genannten Holzschnitte aus der Edo-Zeit waren bei den Bürgern, Frauen wie Männern, beliebt. Für die Sex-Erziehung gab es eigene Anleitungsbücher, die Shunga hatten also keine aufklärerische Funktion, sondern dienten nur dem Vergnügen der Betrachter*innen. Von Seiten der Religion gab es keine Verbote in Bezug auf Sex. Früher galten die Schreinmädchen mika sogar als Prostituierte. Gemeinsames Baden (→Badekultur) war bis zum Beginn der Meiji-Ära normal. Der Anblick von Nacktheit war also nichts Besonderes. 

Das Sex-Business generiert im Jahr um die 20 Mrd. USD und steht im Gegensatz zur wachsenden Unlust an →Sex in der Gesellschaft. Mehr zum Thema.

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