
Tennō 天皇
Die Bezeichnung Tennô („Himmlischer Herrscher“) wurde im 7. Jh. aus China übernommen, wo der gleich geschriebene Titel (gesprochen Tiânhuáng) während der Tang-Dynastie nur für den Kaiser Gaozang und der ihm nachfolgenden einzigen Kaiserin Chinas, Wu Zetian, verwendet wurde. Der gegenwärtige 126.Tennô ist Kaiser Naruhito, wie er außerhalb Japans genannt wird; in Japan selbst ist er der Reiwa-Tennô. Reiwa ist sein Regierungsmotto (nengô 年号) und bedeutet „Schöne Harmonie“. Über den Kaiser spricht man in Japan nie mit dessen Namen sondern nur als „Tennô Heika“. Den Thron bestieg der gegenwärtige Tennô am 1.Mai 2019, zum Kaiser gekrönt wurde er am 22.Oktober 2019. Sein Vater, Kaiser Akihito, wählte den 1. Mai als Datum seiner selbst bestimmten und gewünschten Abdankung. Damit endete die Heisei-Ära (“Frieden überall“) und begann die Reiwa-Ära. In Japan gibt es seit der →Meiji-Ära zwei Zeitrechnungen, die traditionelle, auf der Regierungszeit eines Kaisers beruhende, und die internationale. Somit ist 2024 zugleich Reiwa 6.
Nach dem verlorenen Pazifischen Krieg war es mit der zu Beginn der Meiji-Ära verkündeten Göttlichkeit des Tennô vorbei. Nun ist er nicht einmal Staatsoberhaupt sondern nur noch Symbol Japans und der Einheit des Volkes, der seine Stellung vom Souverän, dem Willen des Staatsvolkes, ableitet. Seine Funktionen sind nur noch zeremonieller Natur. Bis zum Ende des 2.Weltkrieges durfte das Volk den Tennô weder sehen noch hören. Fuhr er durch die Straßen, mussten die Menschen sich tief verbeugen und durften nicht aufblicken, während er vorbeifuhr.
Sowohl der emeritierte Tennô (上皇陛下 , engl. Emperor Emeritus) Akihito als auch sein Sohn Naruhito sind vergleichsweise moderne, aufgeschlossene Menschen, beide sind mit einer Frau aus dem Bürgertum verheiratet, Akihito seit 1959 mit Michiko Shôda (Konzern für Mehl, Soja u.a.) und die Diplomatin Masako seit 1993 mit Naruhito. Ihre Tochter Aiko wäre in einer modernen Monarchie Thronfolgerin, nicht so in Japan, wo die regierende LDP (→Politik) am Prinzip männlicher Thronfolger festhält, während die Mehrheit der Bevölkerung eine Kaiserin akzeptieren würde. So wurde der Sohn des jüngeren Bruders, Prinz Akishino, nach seinem Vater an die nächste Stelle in der Thronfolge gesetzt. Die Kaiserfamilie führt ein von der Öffentlichkeit und den Medien abgeschirmtes Leben mit wenigen öffentlichen, meist zeremoniellen Auftritten. Skandale wie in europäischen Monarchien sind in Japan unbekannt. Das emeritierte Kaiserpaar war im Volk sehr beliebt, zumal sie alle Präfekturen immer wieder besuchten. Kaiser Naruhito und Kaiserin Masako kamen wegen der Pandemie in den ersten Jhren nur zu wenigen öffentlichen Auftritten. Das hat sich inzwischen geändert.