
Zen (-Buddhismus) 禅
Der Zen-Buddhismus ist die im Westen bekannteste Ausprägung des japanischen Buddhismus, aber er spielte dort im Volk nie eine große Rolle, war vergleichsweise elitär, er etablierte sich erst im 12. Jh. in Japan (→Buddhismus). Das war in der →Kamakura-Zeit, in der ein erstes Shôgunat errichtet wurde und der Kriegeradel der Samurai aufstieg. Unter Protektion der Shôgune fand vor allem Rinzai-Zen (s.u.) die meisten Anhänger unter den Samurai, da Zen Nichtigkeit lehrt und die Angst vor dem Tod lindert. Ziel des Zen sind Selbsterleuchtung (→Satori) durch Ausschalten des Intellekts, strenge Disziplin, Meditation, Arbeit, Wohltaten für die Gemeinschaft. Selbst wenn Satori bzw. kenshô (見性), die Erkenntnis der wahren (Buddha-)Natur erreicht werden kann, gehen die irdischen täglichen Aufgaben weiter. Zen lehrt, sich nicht vom Intellekt abhängig zu machen. Was zählt, ist die eigene Erfahrung. Zen hatte großen Einfluss auf traditionelle japanische Künste wie Kalligraphie, Malerei, Literatur, Teezeremonie, Gartenkunst, Architektur, Kampfsport.
Die beiden Hauptrichtungen des Zen-Buddhismus in Japan sind Rinzai (7 Mio. Anhänger) und Soto (2,5 Mio. Anhänger). Rinzai, das sich von der chinesischen Linji-Sekte ableitet, legt großen Wert Lösung von paradoxen Aufgaben (→de.wikipedia.org/wiki/Kôan), die durch Nachdenken nicht gelöst werden können („Wenn beide Hände klatschen, entsteht ein Laut. Wie klingt es, enn eine Hand klatscht“ oder: Besitzt ein Hund Buddha-Natur? Antwort: Mu, was Nichts bedeutet). Auch Meditation im Gehen (kinhin) zwischen Meditationssitzungen ist ein Element. Aber daneben spielt die tägliche Arbeit, die voll Achtsamkeit (samu) verrichtet werden soll, die Hauptrolle, das Erleben des Augenblicks im Hier und Jetzt. Rinzai erlebte seine größte Blüte in der Muromachi-Zeit (→Epochen Japanischer Geschichte).
Die meditative Praxis des Soto Zen beschränkt sich seit rund 200 Jahren auf Meditation im Sitzen (Za-Zen 座禅). Es geht darum, die Gedanken kommen und gehen zu lassen, bis eine Leere (mu: Nichtigkeit, Gedankenlosigkeit) entsteht. Die Meditierenden sitzen mit halb geöffneten Augen im Lotussitz auf Meditationskissen vor einer Wand, die Hände zur Dhyana-Mudra (Mudra der Versenkung) geschlossen. Eine Sitzung dauert eine Räucherstäbchenlänge, etwa 40 Minuten. Wer spürt wegzudösen, bittet den „wachhabenden“ Mönch um einen aufmunternden Schlag auf eine Schulter, wofür er oder sie sich auch noch bedankt. Mit der Konzentration auf Zazen (shikanta-za = nur Sitzen) spricht Soto auch weniger gebildete Schichten an und grenzt sich dadurch stärker von der Rinzai-Sekte ab. Die beiden Haupttempel des Soto-Zen sind der Eihei-ji in der Präfektur Fukui, im 12.Jh. von Dogen gegründet, und der Sojo-ji in Yokohama. Die Haupttempel des Rinzai stehen in Kyoto und Kamakura. Zen-Meditation für Laien steht in Japan vielerorts in Zen-Tempeln und z.B. der Komazawa-Universität in Tokyo offen.
Foto: Grab von Dogen, dem Begründer des Soto-Zen, im Eiheiji-Tempel